Die Landesschule Grimma wird eröffnet

Grimma, 4. März 1550

aus: ´Bunte Bilder aus dem Sachsenlande´, Band 2 (1894), Seite 360
aus: ´Bunte Bilder aus dem Sachsenlande´, Band 2 (1894), Seite 361 oben
aus: ´Bunte Bilder aus dem Sachsenlande´, Band 2 (1894), Seite 361 unten

      Durch eine Landesordnung hatte Moritz, damals noch Herzog, seinen Unter-
thanen bekannt gegeben, daß er beabsichtige, von den "vorledigten Clöstern und
Stiefftgüthern Drey Schulen auffzurichten, Nemlich eine zu Meißen, die Ander
zu Merseburg, die Dritte zu der Pforten." Zu Meißen und Pforte waren 1543
die genannten Schulen eröffnet worden. In Merseburg machte aber das Dom-
kapitel mit dem Bischof an der Spitze dem Herzoge so viel Schwierigkeiten, daß
er von der Stiftung einer solchen Schule in diesem Orte absehen mußte. An
seinem Plane, eine dritte Landesschule zu gründen, hielt er trotzdem fest. Er-
wünscht war ihm für dieselbe ein Ort in dem neuerworbenen Landesteile; er war
nämlich inzwischen Kurfürst geworden. Es kam ihm darum sehr gelegen, als der
Rat zu Grimma ihm das dortige Klostergebäude dazu anbot, weil ihm beschwer-
lich sei, "ein so weitleuffig Gebäude ohn sonderlichen Nutz mit großen Un-
kosten im Bauwesen zu halten." Auch die angebaute Kirche ging mit an den
Staat über.
      Am 4. März 1550 begann man die Klostergebäude für die Aufnahme der
Lehrer und Schüler einzurichten. Unter Adam Sibers, des ersten Rektors, tüchtiger
Leitung erlangte die Schule bald Ruf, und von allen Seiten strömten ihr Schüler
zu. Die Zahl stieg nach und nach bis auf 100, von denen die Hälfte als sogenannte
"Gnadenknaben" freie Wohnung, Kost, Pflege und Unterricht in dem Schulge-
bäude, ferner 10 Ellen Tuch zur Kleidung, 4 Paar Schuhe, 4 Buch Papier
und ebensoviel Pfund Tintenpulver erhielten. In väterlicher Fürsorge hatte
Moritz bei Gründung der Schule bestimmt, daß das Klostergut Nimbschen nebst
8 Dörfern, vormals dem Nonnenkloster Nimbschen gehörig, jährlich Zinsen und
Naturalien an das Schulamt der Landesschule abzuliefern habe. Auch Torgau,
Liebenwerda und Pforte hatten etwas ur Unterhaltung der Schule beizusteuern,
letzteres 470 Gulden und 40 Eimer Thüringer Wein jährlich.

aus: "Bunte Bilder aus dem Sachsenlande", Band 2 (1894), Seiten 360 – 361
aus: ´Bunte Bilder aus dem Sachsenlande´, Band 2 (1894), Seite 361 mitte
aus: "Bunte Bilder aus dem Sachsenlande", Band 2 (1894), Seite 361
aus: ´Bunte Bilder aus dem Sachsenlande´, Band 2 (1894), Seite 362

      Bedeutende und berühmt gewordene Männer verdanken der Schule die
Grundlagen ihrer Bildung. Am bekanntesten ist wohl der fromme Liederdichter
Paul Gerhardt. Der Kanzler Nikolaus Krell, jener fanatische Calvinist, war
auch ein Schüler derselben. In richtiger Erkenntnis der Zukunft des ränkevollen,
arglistigen Knaben, rief ihm einmal der Rektor Adam Siber zu: "Du wirst einst
die Pest des Vaterlandes sein!"

aus: "Bunte Bilder aus dem Sachsenlande", Band 2 (1894), Seite 362



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