Der Oberlausitzer Sechsstädtebund wird gegründet

Löbau, am 21. August 1346

Das goldne Buch vom Vaterlande, Seite 392

Die Löbauer waren rührige Leute, die Selbstthätig zugriffen, wenn es ihre Rechte
zu wahren galt. Sie mußten auch in diesem Rufe bei den anderen Städten der
Lausitz stehe, denn auf ihr Andrängen vereinten sich Bautzen, Zittau, Görlitz,
Camenz, Lauban mit Löbau und stifteten den Sechsstädtebund zu ihrem eigenen Schutze,
ein Beweis, wie trübselig es mit der Sicherheit damals bestellt war. In Löbau selbst
fand, vom Kaiser Karl IV. sanctionirt, 1346 die erste Versammlung dieses so wichtigen
Bündnisses statt, durch welches das Bürgerthum sich mit offenem Visir dem damals
sich viel mit Straßenräuberei beschäftigenden Adelsstande entgegenstellte und sich
demselben durch Tapferkeit und Ausdauer furchtbar zu machen wußte. Der Sechs-
städtebund ward im genannten Jahre am Tage Maria Würzweih geschlossen und
dauerte als ein Denkmal bürgerlichen Sinnes und Muthes bis zum Jahre 1815,
also 469 Jahre. Zu gleicher Zeit erhielt Löbau auch ein Behmgericht und wurde in
dessen Folge oft "der alte Stuhl" genannt.

aus: "Das goldne Buch vom Vaterlande", Löbau: Walde, 1859, Seite 392