Körner an seinen Vater
Wien, am 10. März 1813
Liebster Vater! Ich schreibe Dir diesmal in einer Angelegenheit,
die, wie ich das feste Vertrauen zu Dir habe, Dich weder befremden,
noch erschrecken wird. Neulich schon gab ich Dir einen Wink über
mein Vorhaben, das jetzt zur Reife gediehen ist. - Deutschland steht
auf. Der preußische Adler erweckt in allen treuen Herzen durch seine
kühnen Flügelschläge die große Hoffnung einer deutschen, wenigstens
norddeutschen Freiheit. Meine Kunst seufzt nach ihrem Vaterlande -
laß mich ihr würdiger Jünger sein! - Ja, liebster Vater, ich
will Soldat werden, will das hier gewonnene glückliche und sorgen-
freie Leben mit Freuden hinwerfen, um, sei´s auch mit meinem Blute,
mir ein Vaterland zu erkämpfen. - Nenn´s nicht Übermut, Leicht-
sinn, Wildheit! - Vor zwei Jahren hätte ich es so nennen lassen.
Jetzt, da ich weiß, welche Seligkeit n diesem Leben reifen kann, jetzt,
da alle Sterne meines Glücks in schöner Milde auf mich nieder-
leuchten, jetzt ist es, bei Gott! ein würdiges Gefühl, das mich treibt,
jetzt ist es die mächtige Überzeugung, daß kein Opfer zu groß sei für
das höchste menschliche Gut, für seines Volkes Freiheit. Vielleicht
sagt Dein bestochenes väterliches Herz: „Theodor ist zu größeren