Der 1958 in Bremen geborene Gert
Postel
besuchte lediglich die Hauptschule und schloss eine Ausbildung zum Postboten ab, absolvierte also
nie ein Medizinstudium. Das hielt ihn allerdings nicht davon ab, sich mehrfach als Arzt auszugeben.
Von September 1982 bis zu seiner Enttarnung im April 1983 war
Postel
stellvertretender Amtsarzt in Flensburg; 1984 erhielt er wegen Urkundenfälschung und missbräuchlichen Führens
akademischer Titel eine Bewährungsstrafe. Danach ließ er sich wiederholt als Arzt anstellen, u. a. in der Privatklinik von Julius
Hackethal
und als Stabsarzt bei der Bundeswehr. Auch dafür erntete er lediglich Geld- und Bewährungsstrafen.
Von November 1995 bis Juli 1997 war
Postel
Oberarzt in der Psychiatrischen Abteilung in Zschadraß bei Leipzig.
Postel
in "Doktorspiele – Geständnisse eines Hochstapler", Seite 40
... Der Sachbearbeiter erklärte mit einer mich vollkommen beruhigenden Bestimmtheit,
dass das Ministerium außer einer Anfrage bei der Gauck-Behörde keine weiteren
Auskünfte einhole. ...
Von meinem Standpunkt aus war gegen den Grundsatz der Sächsischen Regierung,
lieber einen unqualifizierten Betrüger als einen qualifizierten Stasimann
einzustellen, nichts einzuwenden.
Das Primat der Ideologie feierte hier mit umgekehrten Vorzeichen fröhliche Urständ,
sodass ich am 15. November 1995 meine Stelle antreten konnte ...
Postel
erstellte psychiatrische Gutachten und hielt Vorträge vor Medizinern.
Wäre er nicht am 10. Juli 1997 zufällig von einer Mitarbeiterin erkannt worden, würde er heute
vielleicht als Chefarzt und Klinikdirektor im Sächsischen Landeskrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie Arnsdorf
sein Unwesen treiben. Vorgespräche dazu – so berichtet
Postel
– liefen bereits mit dem Sächsischen Sozialministerium ...
Am 22. Januar 1999 wurde
Postel
vom Landgericht Leipzig wegen mehrfachen Betruges und Urkundenfälschung zu vier Jahren
Haftstrafe verurteilt. Im Januar 2001 wurde er vorzeitig aus der Haft entlassen.
aus: "Sächsische Zeitung" vom 10. Juli 2017 (stark gekürzt)